Tag 7 – Akureyri

Als ich heute zum ersten Mal rausgehe, bin ich froh, Mütze und Handschuhe bei mir zu haben. Die Luft ist eiskalt und der Wind brennt im Gesicht. Nachdem wir in Reykjavik isländische Hochsommertemperaturen erleben durften, müssen wir uns plötzlich mit 4°C zufrieden geben – selbst für Nordisland ein kalter Tag. Die Fahrt durch den Eyjafjord ist aber absolut beeindruckend. Da er ziemlich breit ist, hatte ich ihn mir nicht besonders spektakulär vorgestellt, doch die massiven Bergzüge mit ihren schneebedeckten Gipfeln und die herunterrauschenden Wasserfälle erzeugen eine einmalige Atmosphäre für die wenigen Passagiere, die am Bug ausharren.

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Während des Anlegens rät uns der Kreuzfahrtdirektor dann auch direkt, auf den Ausflügen wenn möglich eine lange Unterhose anzuziehen. Heute habe ich einen typischen Busausflug gebucht, um die Highlights der Gegend abzuklappern. Zuerst geht es zum Godafoss, an dem gleich eine Debatte darüber entbrennt, ob dieser oder doch der Gulfoss am Goldenen Ring schöner ist. Da ich den Gulfoss nicht gesehen habe, kann ich nur den Seljalandsfossen zum Vergleich heranziehen – und muss sagen, dass ich mir den Godafoss irgendwie größer vorgestellt hatte. Trotzdem ist er natürlich wunderschön, auch wenn er heute z.T. im Nebel liegt.

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Weiter geht es dann zu den Pseudokratern am Myvatn, einer wirklich interessanten Landschaft. Als ich hier zurück zum Bus komme, gibt es eine seltsame Situation: Der Reiseleiter fragt mich peinlich berührt, ob ich mich eventuell umsetzen könne. Ich hatte in der letzten Reihe am Fenster gesessen, der Bus war fast komplett voll und zwei Ehepaare saßen neben mir. Nun hatte sich die Frau, die in der Mitte der Reihe saß, beim Reiseleiter beschwert, dass ich als Alleinreisender mit in der Reihe saß und sie somit auf dem Platz in der Mitte sitzen musste. Warum man mich dann nicht direkt ansprechen kann und den Reiseleiter mit so etwas belästigen muss, bleibt mir ein Rätsel, zumal ich direkt mit ihr getauscht hätte, da die Beinfreiheit auf ihrem Platz natürlich perfekt war und der Fensterplatz (um den es ihr wahrscheinlich in Wirklichkeit ging) bei dem Nebel und später auch Regen sowieso nichts nützte.

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Nun ja, ich setze mich also um, schmunzle über meine Mitreisenden und bin gespannt auf das nächste Ziel, Dimmuborgir, das “Lavalabyrinth”. Hier bekommt man eine ziemlich gute Vorstellung von den Lavamassen, die sich in der isländischen Geschichte über das Land ergossen haben.

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Anschließend geht es zum letzten Stopp und meinem Tageshighlight, Namaskard. Noch bevor wir den Bus verlassen, steigt uns bereits ein durchdringender Schwefelgeruch in die Nase und die Landschaft erstrahlt in passendem Gelb – ein starker Kontrast zum grauen Himmel. Man fühlt sich wahlweise sehr nah am Mittelpunkt der Erde oder auch auf einem anderen Planeten, faszinierend sind die dampfenden und blubbernden Quellen allemal.

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Als wir Akureyri am Abend verlassen, ist es wieder ziemlich windig. Wir überqueren den Polarkreis und auf dem Kopernikus-Deck findet die obligatorische Polartaufe statt. Ich spare mir derlei Animationsprogramm, freue mich aber, am nächsten Tag eine Urkunde auf die Kabine zu erhalten.

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