Am Morgen befinden wir uns bereits mitten in der norwegischen Fjordlandschaft. Schnell begebe ich mich nach draußen zum Bug der Artania, um beste Sicht auf das vorbeiziehende Panorama zu haben. Im sechsten Schuljahr hatten wir im Erdkunde-Unterricht gelernt, dass die Kinder in Tromsø im Winter regelmäßig vor Rotlicht sitzen müssen, da nie die Sonne scheint – damals erschien mir die Stadt ungefähr am Nordpol zu liegen. Heute, rund 7 Jahre später und nach dem Zurücklegen der bisherigen Strecke, kommt mir die Stadt schon ziemlich weit südlich vor. Das liegt natürlich auch daran, dass dank des Golfstroms ein deutlich gemäßigteres Klima als z.B. in Akureyri herrscht, obwohl Tromsø noch ein paar Hundert Kilometer weiter nördlich liegt.
Heute habe ich wieder keinen Ausflug gebucht, da mir das Angebot von Phoenix nicht wirklich zugesagt hatte und Tromsø hervorragend auf eigene Faust erkundet werden kann. Deshalb fahre ich mit dem Shuttlebus bis zum Amundsen-Denkmal in der Innenstadt und gehe von da aus weiter zur Haltestelle des öffentlichen Busses. Beim Fahrer kann ich direkt ein Ticket für Hin- und Rückfahrt zur Storsteinen-Seilbahn kaufen, und so geht es dann über die futuristische Brücke zuerst zur nicht weniger modernen Eismeerkathedrale, wo ich nach 5 Minuten Fahrt schon wieder aussteige. Da mich das Innere der Kirche nicht sonderlich interessiert, gucke ich sie mir nur von außen an und spaziere durch ein Wohngebiet in ca. 10 Minuten zur Talstation der Seilbahn. Ich kaufe mein Ticket und kann sofort durchgehen in die Kabine. Nur wenige Touristen haben sich hierher verirrt und so kann ich oben angekommen erstmal ganz in Ruhe die überraschend spektakuläre Aussicht genießen. In etwa einer halben Stunde laufe ich dann weiter hinauf zum Fløya, wo ich mich ins Gipfelbuch eintrage und Mittagspause mache. Die Aussicht ist wirklich großartig und aus einem Tag, mit dem ich vor der Reise eigentlich nicht so viel anzufangen wusste, wird noch ein echtes Highlight.
Irgendwann mache ich mich dann aber doch wieder auf den Rückweg und fahre mit dem Bus zurück auf die Insel, auf der das Stadtzentrum liegt. Im Hafen liegt die MS Midnatsol der Hurtigruten und die alten Holzhäuser sind ebenfalls sehenswert.
Als ich aufs Schiff zurückkehre, habe ich noch eine Nordkap-Urkunde erhalten.
Ich gehe pünktlich zum Abendessen, um zum Auslaufen wieder an Deck sein zu können. Der Tag wird noch besser, denn wir gleiten nun noch stundenlang durch die Fjordlandschaft der umliegenden Inseln und die Lichtstimmung ist wieder einmalig. So sitze ich mit einer heißen Schokolade gemütlich am Heck und lasse die Kulisse an mir vorbeiziehen – Bilderbuch-Norwegen lässt grüßen!
"Mallorca ist nicht alles" 